Möbel im Shaker Stil sind denkbar schlichte Stücke. Sie sind maximal natürlich, bescheiden und – ganz wichtig – stets aus hochwertigem Holz. Die klassischen Shaker Möbel sind meist aus rötlichen Hölzern wie Kirschbaum oder Buche gefertigt, aber auch die Eiche findet Verwendung. Hauptsache die Hölzer sind heimisch, lokal, bodenständig – was auch den Idealen der Shaker entspricht. Wer waren sie und warum haben sie die Möbelgeschichte so beeinflusst?
Zu den Ursprüngen des Shaker Stil
Seinen Ursprung hat der besonders reduzierte, zeitlose Shaker Stil im britischen Protestantismus des 17. Jahrhunderts. Damals wanderten viele gläubige Protestanten – Quäker genannt – in die USA aus. Ein traditioneller Tanz der Glaubensgemeinschaft, der Schütteltanz, gab der dortigen protestantischen Gemeinschaft der Shaker ihren Namen. Zur Erinnerung: Protestanten waren beziehungsweise wurden Christen, die dem ganzen Pomp, dem Buß- und Betwahn der Katholiken etwas entgegensetzten.
So lag es nahe, sich auch stilistisch vom überbordenden, bunten, güldenen Barock und Rokoko abzugrenzen. Gerade in der Formensprache alltäglicher Gegenstände wurden klare Linien und naturbelassene Materialien wie Holz oder Geflecht berücksichtigt. Außerdem mussten sich die Migranten ja in Übersee selbst neue Möbel schaffen. Dieser maximalen Schlichtheit ist es zu verdanken, dass der mit der amerikanischen Ostküste verbundene Shaker Stil nie aus der Mode kam. Seit Kurzem gilt er nun wieder als wichtige Tendenz in Europas Möbeldesignszene.
Der Shaker Stil ist immer im Trend
Und weil klassische Shaker Möbel eben auch das gesamte 20. Jahrhundert hinweg Designer fasziniert haben, die auf der Suche nach ebenso schlichten wie eleganten Formen waren und mit Holz experimentierten, zeigen viele der Möbel und Accessoires im nordischen Design absolute Shaker Spuren.
Im NOMAD CHAIR von We Do Wood trifft skandinavisches Design auf britische Tradition. Der Stuhl ist einerseits kolossal kolonial wie die klassischen Safari-Stühle. Andererseits wird hier auch im Detail Wert auf Minimalismus und Flexibilität gelegt. Typisch Shaker Stil sind am NOMAD CHAIR die leicht überstehenden Enden der Streben und der Mix natürlicher Materialien wie echtes Leinen, feinstes Leder und nachhaltiges Bambusholz. Abgerundet wird der Eindruck höchster Handwerkskunst von feinen Metallstiften, die an den Schaltstellen des zerlegbaren Stuhls sitzen.
Ordnung im Shaker-Sinn
Dass Maximilian Schmahl, der Designer des WALLI RACK von Skagerak ein Fan von Shaker Möbeln ist, sieht man an seinem Entwurf auf den ersten Blick: Gebogenes Holz, filigrane Formen und Reduktion auf das Wesentliche machen diese zeitlos schöne Garderobe aus – umso mehr noch, wenn man sie senkrecht hängen würde, was übrigens auch geht.
Eine schlichte, längliche Standgarderobe mit amerikanischem Flair ist ferner der elegante Garderobenständer MARILYN von Keilbach, wobei: Eine gewisse Enthaltsamkeit und Schüchternheit ist den Shakern natürlich sehr wichtig. In Bezug auf Shaker Stil und Shaker Möbel darf das indes gerne etwas freizügiger interpretiert werden.
Die religiöse Gemeinschaft der Shaker zählten Bescheidenheit und Ordentlichkeit zu ihren höchsten Tugenden. Und auch weniger religiöse Menschen wissen: Ordnung ist das halbe Leben. Trotzdem haben gerade die Ordnungsboxen aus gebogenem Kirschbaumholz mit kupferfarbenen Nieten im Shaker Stil in der Designgeschichte tiefe Spuren hinterlassen. Kaum eine Ordnungsbox aus Holz kommt umhin, diesen berühmten Shaker Stil neu zu interpretieren: Den skulpturalen Holzschatullen WOODEN GALAXY und WOODEN SPHERE von Kristina Dam gelingt dies auf beeindruckende Weise, finden wir.
Gastfreundlichkeit ganz groß
Die Shaker lebten ganz für ihre Gemeinschaft, privates Vermögen spendeten sie ihrer Kirche und ihre Einrichtung gestalteten sie entsprechend schlicht. Aber nicht zu Lasten der Gastfreundlichkeit – und die pflegt man auch heute vor allem mit einem ebenso formschönen wie funktionalen Tablett im Shaker Stil: NORR TRAY von Skagerak zeigt, dass schlicht nicht karg bedeuten muss. Das SERVINGBOARD von Andersen Furniture zeigt, dass sich die Schönheit der Shaker Möbel gerade daraus entwickelt hat, dass diese keinerlei Deko zuließen, dafür aber klassische Gebrauchsgegenstände wie ein Schneidebrett oder Servierbrett so schön machten, dass es dekorativ wirkte – genau der Ansatz des typisch dänischen Konzepts „form follows function“. Und, um auf das SERVINGBOARD von Andersen Furniture zurückzukommen: An eine Wand gelehnt, ist es höchst dekorativ. Falls man dann vor lauter Gastfreundlichkeit etwas Kaffee daneben gegossen haben sollte, ist das Malheur schnell mit einem Blatt Küchenrolle aus dem perfekt zum NORR TRAY passenden NORR Küchenrollenhalter im Shaker Stil wieder aufgewischt, denn, ihr wisst ja noch: Ordnung …
Bewegende Eleganz im Shaker Stil
Im 19. Jahrhundert wurden die Shaker Möbel so langsam auch bei Menschen beliebt, die nicht unmittelbar Mitglieder der Religionsgemeinschaften waren. Die ursprünglich für den Eigenbedarf gedachten Möbelwerkstätten der Shaker begonnen, zu brummen und der spezifische Shaker Stil wurde immer mehr zu einem der American ways of life. Kein Wunder, dass der in Übersee mehrheitsfähig gewordene Shaker Stil spätestens im frühen 20. Jahrhundert auf die Europäer zurückwirkte. Walter Gropius und andere Bauhaus-Größen interessierten sich für die Formensprache der Shaker. Und auch die Mid Century Modern Designer in Skandinavien kannten sich besonders gut mit Shaker Möbeln aus.
Und so schließt sich hier der Kreis: Ein phantastischer Stuhl, der all diese Einflüsse aufnimmt und gleichzeitig absolut zeitgenössisch ist, wird seit knapp einem Jahr in der renommierten Möbelschmiede der Brdr Krüger in Dänemark hergestellt. Der Shaker Stuhl F. CHAIR des jungen dänischen Designers Rasmus Bækkel Fex ist deshalb garantiert so langlebig und zeitlos wie seine berühmten Vorbilder, die Möbel im Shaker Stil.
Shaker Stil – Woran erkenne ich ihn?
Shaker Stil ist zu einem Sammelbegriff geworden. Und angesichts der Schönheit der vom Shaker Stil inspirierten Möbel ist es eigentlich ganz gut so. So lassen sich Shaker Möbel als Inspirationsquelle in verschiedenen Entwürfen finden. Ihnen eigen ist, dass sie sich zurücknehmen, besonders schlicht, oft eher länglich als breit sind und vor allem natürliche Materialien – allen voran europäische Hölzer der gemäßigten Klimazonen – eine Hauptrolle spielen lassen.